Archäologischer Park Kernave

Kernave

Kernavė im Širvintos Bezirk im Südosten Litauens war die Hauptstadt des alten litauischen Großfürstentums im Mittelalter. Heute ist Kernavė eine Touristenattraktion mit einem archäologischen Park, geprägt durch eindrucksvolle Burgberge, und einem informativen Museum. Die kleine Ort liegt etwa 35 km entfernt von der heutigen Hauptstadt Vilnius am Ufer des Flusses Neris, und kann gut als Teil eines Tagesausfluges von Vilnius aus besucht werden. Seit 2004 ist Kernavė teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Die Stadt wurde 1279 zum ersten Mal erwähnt als Hauptstadt des Großherzogs Traidenis, belagert duch den Deutschen Orden. 1390, während des Litauischen Bürgerkrieges (1389–1392) brannten die Ordensritter die Stadt nieder – mit Aussnahme der Burg. Nach diesen Zerstörungen wurde die Stadt nicht wieder aufgebaut. Die Bewohner verliessen das Pajauta Tal, in dem sich die Stadt bislang befand, und siedelten sich stattdessen auf den umliegenden Hügeln an.

In späteren Jahren wurden die Reste der alten Stadt Kernavė unter Flussablagerungen begraben. Das Gebiet vermoorte und Torf bildete sich, der dafür sorgte, dass sich die Relikte auf einzigartiger Weise erhalten konnten. Die archäologische Stätte von Kernavė wird daher auch gerne als das „Troja Litauens“ bezeichnet. Die alte Siedlung von Kernavė mit den erhaltenen Artefakten des letzten heidnischen Staates in Europa ist einmalig auch deswegen, weil hier Bestattungsorte und reichhaltige archäologische Funde das frühe Zusammenleben von der heidnischen und der christlichen Kultur beweisen.

Heute präsentiert sich Kernavė als eine weitläufige Parkanlage in der die im Laufe der Geschichte entstandene Landschaft von den Kulturen zeugt, die hier über 11 000 Jahre lang bestanden haben - nicht nur im Mittelalter, sondern bereits seit der Jungsteinzeit (9. Jahrtausend vor Chr.) bis zum heutigen Tag. Kernavė is auch bekannt für die alljählich stattfindenden Feierlichkeiten zum 6. Juli, dem Krönungstag des Fürsten Mindaugas. Ein Mittelalterfestival findet an diesem Tag an dem historischen Ort zwischen den Burgbergen statt, mit lebendiger Archäologie, altem Handwerk, Spielen, Musik und Folklore.

Zum Ausstellungsgelände gehört auch ein archäologisches Museum welches den Besucher wie mit einer Zeitmaschine in die alte Vergangenheit der Siedlung Kernavė reisen lässt. Hier wird dargestellt wie nach dem Rückzug der Gletscher der letzten Eiszeit die ersten Jäger und Sammler hier ankamen und wie später die Landwirtschaft eingeführt wurde. Anschaulich wird präsentiert wie das Gelände zur Blütezeit im Mittelalter ausgesehen hat. Die Geschichte der Siedlung wird auf speziellen Bildschirmen erzählt, wobei die Anblicke von Kernavė in verschiedenen Epochen rekonstruiert werden. Gleich unter den Bildschirmen sind die wichtigsten, für das jeweilige Zeitalter typischen archäologischen Funde ausgestellt. Ein modernes Ausstellungskonzept erlaubt dem neugierigen Entdecker die Geheimnisse von Kernavė zu verstehen, die archäologischen Funde zu bestaunen und das ganze Verfahren archäologischer Ausgrabungen bis zur Restaurierung der Funde zu verfolgen.